Gesundheitliche Versorgung erwachsener Betroffener von häuslicher
und sexualisierter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern

Ein Leitfaden für die medizinische Praxis
 

Sexualisierte Gewalt ist jedes Verhalten, das in die sexuelle Selbstbestimmung, die Entwicklung und Entfaltung der eigenen Sexualität oder in die sexuelle Intimsphäre eines Menschen eingreift und sich über dessen Willen hinwegsetzt bzw. nicht nach dessen Willen fragt.


Die Formen sexualisierter Gewalt reichen von sexueller Belästigung, aufgedrängten Berührungen, sexuellem Missbrauch, Nötigung zu sexuellen Handlungen, erzwungener Prostitution und Frauenhandel bis hin zur Vergewaltigung als das gewaltsame Eindringen in den Körper eines Menschen.


Sexualisierte Gewalt ist nicht der aggressive Ausdruck von Sexualität, sondern ein sexualisierter Ausdruck von Gewalt. Sexualität wird als Mittel eingesetzt, um Macht auszuüben und Menschen zu verletzen und zu erniedrigen.


Die Täter sexualisierter Gewalt sind in der Regel Männer, ihre Opfer zumeist Mädchen und Frauen, zum Teil auch Jungen oder andere Männer. Die meisten Täter sind Personen aus dem sozialen Nahfeld der Betroffenen (Partner/Partnerinnen, Ex-Partner/Ex-Partnerinnen, Familienmitglieder und Personen aus dem Bekanntenkreis der Eltern). Sexualisierte Gewalt ist kein individuelles Problem. Sie ist Ausdruck des Machtungleichgewichtes zwischen Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern, Jungen und Mädchen und bedeutet Machtmissbrauch.