Gesundheitliche Versorgung erwachsener Betroffener von häuslicher
und sexualisierter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern

Ein Leitfaden für die medizinische Praxis
 

Viele Ärztinnen und Ärzte behandeln mit großer Wahrscheinlichkeit von häuslicher Gewalt Betroffene und wissen es eventuell gar nicht. Denn die meisten Betroffenen geben sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zu erkennen. Wir wissen jedoch um viele Verletzte und wollen diese besser erreichen und Hilfen anbieten.


In der Regel sind Ärztinnen und Ärzte sowie die Gesundheitsfachberufe die ersten und auch einzigen aufgesuchten Professionen für gewaltbetroffene Frauen und Männer. Mit der medizinischen Untersuchung und Behandlung wird von Betroffenen oft die Hoffnung auf weitergehende Unterstützung verbunden. Das stellt hohe Erwartungen an diese Berufsgruppe.
Ärztinnen und Ärzte sollen Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt erkennen, adäquat behandeln und weiterführende Hilfen vermitteln. Darüber hinaus erfordert es die Bereitschaft, sich mit der Perspektive der Betroffenen auseinanderzusetzen, und Mut, das vermeintlich private Thema anzusprechen.


Im Jahr 2005 wurde der Leitfaden „Gesundheitliche Versorgung gewaltbetroffener Frauen in Mecklenburg-Vorpommern“ erstmals veröffentlicht. Dieser gab Medizinerinnen und Medizinern mehr Sicherheit im Erkennen von Gewaltfolgen und im Umgang mit betroffenen Frauen und Männern. Medizinisches Personal wurde für die Situation von misshandelten Menschen sensibilisiert. Der Leitfaden griff rechtliche Fragestellungen auf und informierte über geeignete Beratungs- und Hilfeeinrichtungen im Land Mecklenburg-Vorpommern.
Darüber hinaus bot er praktische Unterstützung bei der Verbesserung der Dokumentation von Verletzungen an. Der Leitfaden richtete sich sowohl an Ärztinnen und Ärzte in Notfallambulanzen, Kliniken und Arztpraxen als auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen aus den Gesundheitsfachberufen.

Im Koalitionsvertrag der SPD und CDU für die 7. Legislaturperiode wurde vereinbart, den Leitfaden „Gesundheitliche Versorgung gewaltbetroffener Frauen in Mecklenburg-Vorpommern“ aus dem Jahr 2005 zu überarbeiten. Mit dem vorliegenden Leitfaden für die medizinische Praxis wird diesem Anliegen entsprochen.


Der Leitfaden hat in seiner wesentlichen Grundstruktur keine Änderungen erfahren. Neu ist der Titel des Leitfadens „Gesundheitliche Versorgung erwachsener Betroffener von häuslicher und sexualisierter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern“. Damit wird deutlich, dass männliche Betroffene verstärkt für die Angebote des Beratungs- und Hilfenetzes in den Blick genommen werden. Darüber hinaus wird die Rolle des Gesprächs hervorgehoben. Aus Sicht der Autorinnen und Autoren kommt diesem eine besondere Bedeutung für die vertrauensvolle Beziehung zu und geht der eigentlichen körperlichen Untersuchung voraus. Zur besseren Verständlichkeit werden die Bereiche der Gewaltdiagnostik und der Dokumentation als selbstständige Kapitel dargestellt. Der Fokus wird stärker auf das Erkennen der Verletzungsursache beziehungsweise auf die einzelnen Schritte der Dokumentation der Verletzungen gelegt. Ebenfalls neu sind der Dokumentationsbogen, eine sogenannte Med.DocCard© und eine Kurzzusammenfassung des Leitfadens.


Nach wie vor enthält der Leitfaden eine Übersicht aller Beratungs- und Hilfeeinrichtungen für Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern. Hier stehen Fachkräfte für die Beratung und Unterstützung sowohl für Sie als auch für die Betroffenen zur Verfügung.